Bayreuth-Nachlese 2015
Am 5. September 2015 berichteten
die Stipendiaten
des RWV-Braunschweig
von ihren Erlebnissen bei den diesjährigen
Bayreuther Festspielen.
„Kritisch, aber fundiert“, empfand unser Vorstandsmitglied Sebastian Barnstorf die teils recht harschen Urteile unserer diesjährigen Stipendiaten am 5. September im Institut für Regionalgeschichte, als sie ihre Eindrücke von den Bayreuther Festspielen schilderten. Hier sein Bericht: „Besonders im Blickpunkt stand natürlich ihre Sicht auf die diesjährige Neuproduktion des ,Tristan‘ von Festspielleiterin Katharina Wagner und dem frisch gekürten Musikdirektor Christian Thielemann. Das Urteil der Stipendiaten fiel dabei insgesamt eher negativ aus. So bemängelte Milda Tubelyte die langweilig-statische Personenführung, Michael Ha empfand Bühnenbild und Produktion als nichtssagend. Und Rossen Krastev hätte sich allgemein mehr von Bayreuth versprochen. Maria Lebed zeigte sich dann aber von Dirigat und den Sängern in der besonderen Akustik des Festspielhauses beeindruckt – und sah sich darin von den anderen bestärkt. In der lockeren Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen war der Tenor Michael Ha voll des Lobes über seinen Kollegen Klaus-Florian Vogt, der letztmalig in der Partie des ,Lohengrin‘ bejubelt werden konnte. Neben dem ,Ratten-Lohengrin‘ von Hans Neuenfels stand für die Stipendiaten noch eine Vorstellung des ,Siegfried‘ von Frank Castorf auf dem Programm, der mit seiner alljährlich um ein Exemplar wachsenden Krokodilfamilie für einigen Streit über Sinn und Unsinn sorgte.
Auch aus den Reihen unserer Mitglieder, die durchaus zahlreich in Bayreuth und beim Stipendiatennachmittag zugegen waren, wurden umfangreiche und interessante Aspekte vorgetragen, was zu lebhaften Diskussionen führte. Hier fanden sich doch viele Stimmen, die bereit waren, sich auf die düstre, konsequent ausweglose, an einen Überwachungsstaat gemahnende Stimmung in Katharina Wagners Inszenierung einzulassen. Sie erkannten eine Situation, die den vorher vergeblich einen Rückzug in die Intimität suchenden Liebenden nur noch den Ausweg in eine ideelle Liebe ließ. Und die kam für manche Zuschauer in dem stillen Bild des starr nebeneinander ein schemenhaftes Fernziel fixierenden Paars auch hoch emotional zum Ausdruck. Für andere nicht.“ Soweit Barnstorfs Bericht.
Erfreulicherweise zeigten sich die Teilnehmer nochmals sehr großzügig, als sie von den Schwierigkeiten unserer geringverdienenden Stipendiaten hörten, die in Bayreuth in einem kostenpflichtigen Internat untergebracht waren.