Operngala

am 10.02.2018 im Staatstheater:



 Michael Volle sang ein Programm um die Großmeister der Oper.

Der Bericht "Wie man Wagner schön singt" über die Opern-Gala erschien am 12.02.2018 in der Braunschweiger Zeitung:

Michael Volle begeistert in seiner Staatstheater-Gala mit Wohlklang und kluger Diktion.

Bei diesem Fliegenden Holländer bekommt man Gänsehaut. Wie Michael Volle den Verdammten der Meere jetzt während der Gala des Staatstheaters in Braunschweigs Großem Haus interpretierte, wurde man selbst zum Spielwerk der von ihm evozierten Gefühle. Da wechselte die schauerliche Ausstrahlung des untoten Schiffers mit der dämonischen Faszination eines ehemals Geliebten - der Holländer gewissermaßen als Fortsetzung des Don Giovanni, dessen Höllenstrafe zur ewigen Meerfahrt wird.

Grandios weiß Volle mit seiner machtvollen, wohltönenden Stimme die Verzweiflung des vom Tod Verstoßenen auszudrücken, der nur durch treue Liebe ewigen Frieden finden kann. Da werden Töne mit Wut herausgeschleudert, dann wieder keimt in weicher, flehender Frage mit erstaunlicher Pianokultur die bange Hoffnung des Gnade kündenden Engels auf. Zuletzt obsiegt nihilistische Anarchie, der Wunsch nach dem "Vernichtungsschlag", der mit der Welt auch seine Existenz endlich zerstören wird. Das geht in Volles bassgründiger Diktion durch Mark und Bein.

Generalmusikdirektor Srba Dinic war dem Gaststar mit dem Staatsorchester ein perfekter Begleiter, wusste, wo er auftrumpfen darf und wo er die kammermusikalische Akzentuierung Wagners befolgen muss. Die "Holländer"-Ouvertüre nahm er weniger schroff als in gewaltiger Fülle.

Vielversprechend seine Auffassung der "Meistersinger"-Ouvertüre, eben nicht herrisch, marschhaft, sondern als mal federnder, mal schwelgerischer Sommernachtstraum, dessen C-Dur-Strahlen am Ende von Triangeln umklingelt ist wie "O du Fröhliche". Staatstheaterchor und Extrachor huldigten mit Sachsens Luther-Preislied "Wach auf" dem Nürnberger Schusterpoeten, dessen Ansprachen Michael Volle dann wunderbar plastisch und wortverständlich ausführte: "Ehrt eure deutschen Meister" - nicht als hymnische Belehrung, sondern wie ein längerer Gedankengang: Wagner zum Mitdenken.

Wäre in Braunschweig auch szenisch mal wieder fällig. Das Orchester ist dafür wunderbar vorbereitet, wie etwa das "Lied an den Abendstern" zeigte, dessen "lieblichsten der Sterne" die Streicher ätherisch zart umflirrten. Volle ließ hier geschmeidigen Glanz hören und bewies im Gesamtprogramm, dass stimmliche Eleganz bei Wagner ebenso sinnvoll sein kann wie ein kraftvoll-energischer Ton bei Mozart.

Der Figaro-Graf wie Don Giovanni sind eben virile Machtmenschen. Und so sang Volle die Wut des düpierten Grafen in der Arie "Der Prozess schon gewonnen" mit kernigem Klang heraus, legte sich auch spielerisch ins Zeug, und wechselte dann wieder gekonnt in den weichen Ton des verführerischen Kavaliers bei "Reich mir die Hand mein Leben" und im traulichen "Bei Männern, welche Liebe fühlen" aus der "Zauberflöte".

Milda Tubelyte, Jelena Bankovic und Ivi Karnezi sangen mit ihren schönen Stimmen die Damen. Srba Dinic entwickelte mit dem Staatsorchester einen klangsatten Mozart als sehr überzeugende Alternative zu den ausgedünnten Spielweisen der Alte-Musik-Bewegung. Das kann noch spannend werden. Auf einen wieder dramatischen "Giovanni" mit Klanggewicht, wie es die Ouvertüre spüren ließ, würde man sich auch freuen.

Gute Stimmung, viel Applaus und Bravos am ganzen Abend.

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